Tag der „Regional- und Heimatgeschichte“ 2016 zur Kirchengeschichte von Marzahn-Hellersdorf

Der diesjährige „Tag der Regional- und Heimatgeschichte“ widmete sich dem Thema „Zur Kirchengeschichte von Marzahn-Hellersdorf“ und fand in der Jesuskirche in Kaulsdorf statt. Wolfgang Brauer, der Vorsitzende des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf v. V., begrüßte die reichlich 60 Anwesenden, unter ihnen Bezirksstadtrat Stephan Richter und VertreterInnen der gastgebenden evangelischen Kirchengemeinde. Anlass für die Wahl des Themas, so bemerkte Wolfgang Brauer, ist das Reformationsjubiläumssjahr, außerdem sei es das erste Mal, dass sich der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf umfassend mit der Kirchengeschichte in unserem Territorium beschäftigt. In Grußworten wünschten Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, und Juliane Witt, Bezirksstadträtin für Kultur, der Veranstaltung einen guten Verlauf. Pastorin Steffi Jawer wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass die Jesuskirche Kaulsdorf eine der ältesten Kirchen in Berlin ist, mit einer wechselvollen Geschichte. Die Gemeinde setzt sich heute, in der Nachfolge von Heinrich Grüber, für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt ein und engagiert sich seit etwa einem Jahr für Geflüchtete. Joachim Klee, ebenfalls von der evangelischen Gemeinde Kaulsdorf, informierte über das Turmmuseum, das 2000 eröffnet wurde. Es beherbergt eine Ausstellung über Geschichte von Kirche und Gemeinde und bietet einen schönen Ausblick auf Kaulsdorf.

Prof. Wolf R. Eisentraut führte durch den weiteren Verlauf der Veranstaltung. Wolfgang Brauer wandte sich in einem einleitenden Überblick dem Thema „Die Reformation in Brandenburg“ zu und sprach von einer „erzwungenen“ Reformation in der Kurbrandenburg nach dem „Thesenanschlag“ von Martin Luther. Er umriss das Ringen um den neuen Glauben bis in die 30er-Jahre des 16. Jahrhunderts und bis zur Einführung der Reformation in Brandenburg 1539. Pfarrer Ingolf Göbel schilderte in seinem Beitrag die Vorgeschichte und die Umsetzung „Der Marzahner Kirchenunion von 1832/35“, in der in einem von König Friedrich Wilhelm III. in seinem Lande initiierten Prozess auch die lutherische und die reformierte Gemeinde vereint wurde. Die beiden Gemeinden bestanden seit dem Zuzug von Siedlern aus der Pfalz im Jahre 1764. Horst Rubin widmete seinen Beitrag dem Pfarrer und Superintendenten Adalbert Hosemann, der von 1886 bis zu seinem Tode 1906 als Pfarrer in Biesdorf und dessen Filialkirchen Kaulsdorf und Mahlsdorf wirkte. Karin Satke zeigte in ihrem Beitrag „St. Martin Kaulsdorf-Mahlsdorf – die erste katholische Kirche nach der Reformation“ auf, unter welchen Schwierigkeiten Menschen katholischen Glaubens, die seit dem 18. Jahrhundert zahlreicher in Berlin ansässig wurden, ihren Glauben ausübten. Privatwohnungen, Gaststätten und Bodenkammern mussten vor dem Bau von Kirchen für den Gottesdienst genutzt werden. Die nach Plänen von Josef Bachem errichtete St. Martinskirche in der Giesestraße konnte 1930 feierlich geweiht werden. Dr. Christa Hübner verdeutlichte in ihrem Beitrag „Die evangelische Kirche und das NS-Regime“ Absicht und Methoden der NS-Machthaber, Kirche für ihre Zwecke zu gebrauchen und wie weit das gelang bzw. nicht gelang. André Gaedecke befasste sich mit dem „staatlichen Umgang mit den Kirchen in den 1950er-Jahren“ am Beispiel des Biesdorfer Jesuitenprozesses 1958. Harald Kintscher sprach über das Wirken des „Pfarrerehepaars Gundula und Anselm Tietsch“. Anselm Tietsch war von 1949 bis 1955 Pfarrer in Mahlsdorf-Süd, seine Frau Gundula wirkte im Marzahner Neubaugebiet zu einer Zeit, als es noch keine neuen Kirchenbauten gab und sich die Gläubigen in Wohnungen zu sogenannten Hauskreisen trafen. Pfarrer Hartmut Scheel gab einen Überblick über „die evangelische Kirchengemeinde Hellersdorf in den 1980er/1990er-Jahren“. Auch hier kamen die Gläubigen zunächst in Hauskreisen in Wohnungen zusammen, bis, noch zu DDR-Zeiten geplant und nach der Wende gebaut, am Rande der Neubausiedlung das Gemeindezentrum eingeweiht werden konnte.

Die Beiträge, so stellte Prof. Eisentraut in seinen Schlussbemerkungen fest, haben interessante neue Kenntnisse über die Kirchengeschichte unseres Territoriums vermittelt, Prof. Eisentraut dankte, auch im Namen des Vorstandes des Heimatvereins, allen Referentinnen und Referenten, der evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf, dem Verein „Mittendrin“ für die Beköstigung und allen Anwesenden für ihre Teilnahme.

Text: Renate Schilling, Christa Hübner, Fotos: A. Rinner