Einweihung Grübertafel
Feierliche Enthüllung der neuen Berliner Gedenktafel für Pfarrer Grüber an der Hochzeitspforte der Jesuskirche Kaulsdorf
Die feierliche Enthüllung der neuen Berliner Gedenktafel für Pfarrer Grüber fand am 04. November als gemeinsame Veranstaltung des Bezirksamtes von Marzahn-Hellersdorf, des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf e.V. und der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf statt. Worte des Gedenkens und der Mahnung sprachen Wolfgang Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf, André Schmitz, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten, Juliane Witt, Bezirksstadträtin für Jugend, Familie, Kultur und Weiterbildung, Steffi Jawer, Pastorin der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf, und Michael Grüber, Enkel von Heinrich Grüber und Leiter des Büros Grüber. Unter den ca. 30 Anwesenden waren auch zwei Enkelinnen von Heinrich Grüber, Mitglieder des Heimatvereins, Gabi Hiller, Abgeordnete des Berliner Abgeordnetenhauses, und der Olav-Michael Ostertag, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Kultur der BVV Marzahn-Hellersdorf und Mitarbeiter/innen des Bezirksamtes.
Die Rednerinnen und Redner bedankten sich bei allen Spenderinnen und Spendern, die es ermöglicht haben, dass die 2012 beschädigte Tafel ersetzt werden konnte. Sie erinnerten an das mutige Wirken von Heinrich Grüber in der NS-Zeit und waren sich darin einig, dass die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aktueller den je ist.
Im Januar 2012 wurde die Berliner Gedenktafel für den Pfarrer von Kaulsdorf und aktiven Gegner des NS-Regimes, Heinrich Grüber, durch Vandalismus stark beschädigt. Die Kulturstadträtin des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf, Juliane Witt, initiierte daraufhin eine Spendenaktion zur Herstellung einer neuen Tafel, der sich der Heimatverein und die evangelische Kirchengemeinde Kaulsdorf anschlossen. Gemeinsam wurden Spendenmittel gesammelt, was noch fehlte an der erforderlichen Summe wurde von der Schilkinstiftung bereitgestellt.
Heinrich Grüber (1891-1975) war von 1934 bis 1945 Pfarrer in Kaulsdorf. Bekannt geworden ist er durch das Büro seines Namen, das er vor 75 Jahren, im Herbst 1938, im Auftrag der Bekennenden Kirche gründete. Ziel war es, evangelische Christen jüdischer Herkunft vor der Verfolgung zu bewahren und ihnen eine Emigration zu ermöglichen. Das „Büro Grüber“ hatte seinen Sitz zunächst im Kaulsdorfer Pfarrhaus. Im Dezember 1938 zog es wegen der vielen Hilfesuchenden in die Oranienburger Straße 20 um. Insgesamt konnten mithilfe des Büros 1.700 bis 2.000 Juden emigrieren. Nach dem Nazipogrom vom 9. November 1938 versteckte Heinrich Grüber zusammen mit anderen Mitgliedern der Bekennenden Kirche mehrere Juden aus Berlin in den um Kaulsdorf befindlichen Laubenkolonien und Siedlungsgebieten. Wegen eines geplanten Protestes gegen eine Internierung von Juden wurde Grüber im Dezember 1940 verhaftet und war bis Juni 1943 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau inhaftiert. Beim Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961 sagte er als einziger Nicht-Jude öffentlich gegen den Angeklagten aus. 1970 wurde Heinrich Grüber Ehrenbürger von Berlin.
Text C. Reise/Renate Schilling