Ausflug jenseits der Oder - Exkursion am 29.06.2024
Der Heimatverein hatte am 29. Juni 2024 zu einem ganztägigen Ausflug nach Kostrzyn/Küstrin und nach Klessin (Märkisch Oderland) eingeladen. Innerhalb kurzer Zeit waren alle 44 Plätze ausgebucht. Die Fahrt ging recht früh los (7,30 Uhr), wie schon oft am S-und U-Bahnhof Wuhletal. Zum zweiten Mal reisten wir mit dem Busunternehmen Reise-Riese-Kiese. Herr Ostertag, der neugewählte Vorsitzende des Heimatvereins, begrüßte die Teilnehmenden und wünschte allen eine interessante Exkursion.
Da die neue Brücke am Grenzübergang in Kiez für Busse noch nicht befahren werden kann, bescherte uns der Umweg über Frankfurt/Oder eine zusätzliche, interessante Fahrt durch Polen jenseits der Oder. Vor Ort, in Kostrzyn/Küstrin, erwartete uns Herr Ahrendt zum Rundgang durch die ehemalige Stadt Küstrin, mit den Resten des Schlosses und den besser erhaltenen Teilen der Festung.
Herr Ahrendt legte einen Schwerpunkt auf Informationen über die Straßenverläufe und markanten Gebäude der Stadt, wovon nur noch spärliche bauliche Reste erhalten sind, mit Hilfe von Plänen und Bildern. Er schilderte die Rolle der Festung am Ende des 2. Weltkrieges, Aushalten der deutschen Truppen gegen die anrückende Rote Armee bis zum Schluss und die dadurch erfolgten schweren Zerstörungen der Stadt und der Festung. Die Stadt wurde nach 1945 nicht wieder aufgebaut. Reste der Festung sind besser erhalten und können begangen werden.
Einen weiteren Teil seiner Ausführungen widmete Herr Ahrendt der Geschichte der Inhaftierung von Kronprinz Friedrich (der spätere König Friedrich II. von Preußen) im Schloss Küstrin nachdem er vergeblich versucht hatte, aus Preußen zu fliehen, um seinem gestrengen Vater zu entkommen. Sein berühmtester Helfer bei der Flucht, Hermann von Katte, war vor dem Schloss Küstrin hingerichtet worden, als Friedrich dort eingekerkert war. Diese Geschichte trug Herr Ahrendt mit viel Engagement und Kenntnis der Ereignisse vor und stellte manche Legende in Frage. Mit einem Blick von einer der Bastionen beendete er seinen Vortrag unter dem Beifall der Anwesenden. Anschließend hatte er im naheliegenden Hotel einen Imbiss, eine polnische Suppe im Brot, sehr schmackhaft, für uns bestellt.
Nach einem herzlichen Dank an Herrn Ahrendt machten wir uns auf den Rückweg, wieder über Frankfurt/Oder, nach Podelzig-Klessin. In Klessin, nun schon bei doch sehr warmer Temperatur, erwartete uns Herr Kaiser von Heimatverein Wuhden. Herr Kaiser führte uns durch die erst am 5. Juni 2023 eröffnete Open Air Gedenkstätte „Kriegsschauplatz Schloss Klessin 1945-Gedenk- und Erinnerungsstätte“. Die Mitglieder des Heimatvereins Wuhden haben diesen Gedenkort in ca. 10.000 Arbeitsstunden mit vielen ehrenamtlichen Mitstreitern, auch aus anderen Vereinen, finanziert u.a. mit Mittel der EU, geschaffen. Zahlreiche Tafeln erinnern an die Geschichte des Ortes von seinen Anfängen an. Der besondere Aspekt liegt jedoch mit Darstellungen unterschiedlicher Art auf den Ereignissen im Frühjahr 1945, als die Schlacht an den Seelower Höhen tobte und sich auch in Klessin eine kleine Gruppe deutscher Soldaten gegen die anrückende Rote Armee verschanzt hatte. Zu den Darstellungen gehören auch Skulpturen, die die Mitglieder des Heimatvereins selbst erdacht und geschaffen haben. Diese symbolisieren das friedliche Leben, den Krieg zuerst weit weg, den sinnlosen Kampf und seine Auswirkungen auf die Menschen und das Land. Durch die erbitterten Kämpfe wurden das Schloss und der Ort so stark zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut wurden, auch weil Granatsplitter, Munitionsreste und Gebeine der Gefallenen, bis heute in der Erde liegen. Herr Kaiser berichtete über diese Ereignisse engagiert und kenntnisreich und darüber wie es dem Heimatverein Wuhden gelungen ist, diese beindruckende Gedenkstätte zu schaffen. Die Mitglieder des Heimatvereins hoffen und wünschen sich, dass vor allem junge Leute sich stärker für dieses Kapitel deutscher Geschichte interessieren. Einen Besuch in Klessin können auch wir sehr empfehlen.
Nach einem kleinen Imbiss mit Kaffee und Kuchen, ermöglicht durch das Busunternehmen, traten wir die Rückreise an und wurden durch den Busfahrer wieder gut am Ausgangspunkt abgesetzt. Herr Ostertag bedankte sich noch ein Mal bei Herrn Ahrendt und bei Herrn Kaiser für ihre kenntnisreichen und interessanten Ausführungen. Er dankte auch Frau Schilling und Herrn Reise für die gute und erfolgreiche Vorbereitung und Durchführung der Exkursion sowie dem Busfahrer und allen Teilnehmenden.
Die nächste Exkursion, halbtags, findet am 05. Oktober 2024 nach Teltow statt.
Text: Dr. Renate Schilling Fotos: Andreas Rinner