Tag der Regional- und Heimatgeschichte am 28.09.2024


Der diesjährige Tag der Regional- und Heimatgeschichte fand im Bezirklichen Informationszentrum zum Thema „Hellersdorf – gestern und heute“ statt. 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt. Olaf Michael Ostertag, der Vorsitzende des Heimatvereins, begrüße die Anwesenden, unter ihnen Bezirksbürgermeisterin Nadja Živković, Frank Holzmann, Vorsitzender von Ball e.V. und Gernot Zellmer, Vorsitzender des Vereins Freunde Schloss Biesdorf. Ostertag fragte zur Einstimmung, warum braucht es einer Heimatgeschichte, was ist das für ein Ort, an dem wir leben und forderte dazu auf, erzählen wir uns gegenseitig Geschichten über diesen Ort.


Frau Živković würdige, dass der Heimatverein mit der Wahl des neuen Vorsitzenden einen Generationswechsel geschafft habe und wünschte eine erfolgreiche Arbeit des Vereins. Sie geht davon aus, dass der Heimatverein bei Festen und Jubiläen im nächsten Jahr einen entscheidenden Beitrag leisten wird.


Ralf Protz gab mit seinem Beitrag „Wohnort Hellersdorf“ einen Überblick über die Entstehung der Großsiedlung Hellersdorf von den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Dabei spielten Aspekte, wie Bauen und Wohnen zum Ende der DDR und die gravierenden Veränderungen nach 1990, wie z. B. die Mietenentwicklung bis heute, Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung der letzten 30 Jahre, Wohnzufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner und Bauen in Plattenbauweise als internationales Phänomen, eine Rolle. In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden Meinungen und Anfragen u.a. zu gegenwärtigen Miethöhen, Veränderungen in der Bewohnerstruktur (mehr Mieterinnen und Mieter mit Migrationshintergrund) sowie Probleme und Kritiken von „Altmietern“ mit Nachverdichtung von Innenhöfen, geäußert.


Karl-Heinz Gärtner hatte für seinen Beitrag „Hellersdorfer Gutsgeschichte(n) 1872-1920“ erstaunlich viel Neues/ Unbekanntes zur Geschichte des Hellersdorfer Gutes zur Verwaltung, zur Kirchen- und Schulgeschichte, zu Eigentümer, handelnden Personen, einschließlich biografischer Daten, zusammengetragen. Sein Vorschlag ist, am historischen Ort, das
ehemalige Gutshaus steht noch, auf die Geschichte sichtbar aufmerksam zu machen.


Wolf R. Eisentraut beleuchtete kritisch „die Zentrenplanung: „Helle Mitte“. Er ging dabei auf den Wettbewerb zur Gestaltung eines Zentrums für Hellersdorf, das zu DDR-Zeiten nicht mehr fertiggestellt worden war, Anfang der 90er Jahre ein. Das Siegerprojekt ist allerdings auch nicht, wie entworfen, umgesetzt worden, so dass der zentrale Platz in der Hellen Mitte ein Torso geblieben ist. An Beispielen aus anderen Städten verdeutlichte Eisentraut, was architektonisch angestrebt werden sollte. Was könnte man jetzt noch ändern, da es im Moment ja tatsächlich ein Projekt zu möglichen  Umbaumaßnahmen für den Alice-Salomon-Platz gibt. In der Diskussion zu diesem Beitrag wurden Fragen wie, was kann durch öffentliche Mittel bei Baumaßnahmen erreicht werden, was durch private, wie werden Entscheidungen durch unterschiedliche Akteure beeinflusst, ist mehr Grün für den Alice-Salomon-Platz architektonisch sinnvoll.


In einem Erlebnisbericht „Neuland unterm Pflug –Wie ein Schotte in die Hellersdorfer Kommunalpolitik eintauchte“ gab Uwe Klett seine Erfahrungen als Neuling im Amt eines Bezirksstadtrats und Bürgermeisters in Hellersdorf seit 1992 bis zur Bezirksfusion 2001 zum Besten. Nach 1990 waren in einem unfertigen Bezirk und in einem neuen gesellschaftlichen Umfeld viele Dinge zu lernen und aufzubauen.


Renate Schilling richtete in ihren Beitrag „Jelena-Šantić-Friedenspark“ die Aufmerksamkeit auf ein bisher wenig bekanntes Kapitel in der neusten Geschichte Hellersdorfs. Der „Jelena-Šantić-Friedenspark“ wurde 2003 nach einer bosnischen Friedensaktivistin benannt. Vorher hieß der Park Rohrbruchpark, der durch den Aushub für das Zentrum Helle Mitte, in der Nähe der heutigen Seilbahnstation, entstanden war. Der Namensgebung war im Mai 1999 die Anlegung eines weithin sichtbaren Peacezeichen vor allem durch junge Menschen, vorausgegangen. An dieser Aktion hatte Jelena Šantić  teilgenommen. Das Peacezeichen wurde als Symbol des Protestes gegen die Beteiligung der NATO am Krieg in Ex-Jugoslawien aber auch als Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten errichtet. In der anschließenden Diskussion gab es Nachfragen zu Jelena Šantić und es wurde der Vorschlag unterbreitet, da der 18.3.2025 ihr 25. Todestag ist, an diesen zu erinnern.


Heinrich Niemann erinnerte mit „Gesundheit und Umwelt in Hellersdorf – Ideen, Projekte, Konflikte“ an seine Erfahrungen als ehemaliger Bezirksstadtrat in Hellersdorf. Besonders wichtig war ihm, die Projekte zu benennen, die in dieser Zeit geplant und umgesetzt wurden, wie regelmäßige Berichterstattungen und Analysen, Möglichkeiten und Grenzen des
öffentlichen Gesundheitswesens, Verbesserung der medizinischen Versorgung, der Erhalt des Hellersdorfer Krankenhauses.


Zum Abschluss der Tagung bedankte sich Herr Ostertag bei den Vortragenden für ihre interessanten Beiträge, bei Prof. Eisentraut für seine Moderation sowie bei den Anwesenden. Er bedankte sich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BIZ für die gute Zusammenarbeit und bei Ninon Suckow, Claas Reise und Renate Schilling für die gute Vorbereitung und den problemlosen Ablauf der Veranstaltung.

 

In der Mittagspause nahmen zahlreiche Anwesende das Angebot an und besuchten die Museumswohnung in der Nähe des Tagungsortes.


Die Beiträge des Tages der Regional- und Heimatgeschichte werden in unserm Jahrbuch 2024 veröffentlicht.

 

Text: Dr. Renate Schilling

Fotos: Daniel Heimbach