Stilles Gedenken am 27.01.2025
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 und des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocausts trafen sich die Mitglieder des Heimatverein Olaf Michael Ostertag, Kerstin und Claas Reise, Ninon Suckow und Renate Schilling zum Stillen Gedenken an der Stele für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Blumengebinde legten auch Bezirksstadträtin Juliane Witt (Die Linke) sowie Mitglieder der Partei die Linke nieder.
Die Stele wurde am 27. Januar 2004 auf dem Parkfriedhof Marzahn eingeweiht. Der Heimatverein Marzahn und der Marzahn-Hellersdorfer-Wirtschaftskreis hatten einen Vorschlag der BVV aufgegriffen, eine solche Gedenkstätte zu schaffen und zu Spenden aufgerufen. Die Erinnerungsstätte besteht aus einer ca. 2,50 Meter hohen Stele mit Pyramidenstumpf, einer Säule und einer bronzenen Skulptur. Diese zeigt menschliches Leid, das Hinsinken und Aufstreben im Widerstand gegen das zugefügte Unrecht.
Die Skulptur wurde von Vereinsmitglied Michael Klein (verstorben am 4. 2.2022) geschaffen. Zwischen 1939 und 1945 mussten Millionen Menschen aus vielen Ländern Europas Zwangsarbeit in Nazideutschland verrichten, Hunderttausende davon in Berlin. Auch in den Orten des heutigen Bezirks Marzahn-Hellersdorf waren allein 1944/45 etwa 10.000 Menschen
in Zwangsarbeiterlagern und in privaten Haushalten untergebracht.
Etwa 30 solcher Lager sind bisher in Marzahn-Hellersdorf nachgewiesen. Es gab große Lager wie das an der Kaulsdorfer Straße 90 mit bis zu 2.000 Plätzen. Von den etwa 30 Lagern unterhielt die Deutsche Reichsbahn in Marzahn-Hellersdorf sieben: in Kaulsdorf in der Kaulsdorfer Str. 90 sowie der Bausdorfstraße 8/9, in Friedrichsfelde-Ost am Bruchgraben sowie am oder auf dem Magerviehhof, in Mahlsdorf in der Nähe des Rohrpfuhls, in Marzahn direkt am Bahnhof und in Biesdorf an der Köpenicker Straße. Die Biesdorfer, Hellersdorfer, Kaulsdorfer, Mahlsdorfer und Marzahner müssen ihnen häufig begegnet sein, sei es auf dem Weg zur oder von der Arbeit, auf dem Feld und in Geschäften, auf der Straße oder in der Kirche. Die meisten sehr jungen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren aus den besetzten Ostgebieten, aus der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei nach Deutschland verschleppt worden. Sie mussten in Rüstungsbetrieben, in der Landwirtschaft und in privaten Haushalten schwer arbeiten, bei mangelhafter Verpflegung ohne Schutz bei Bombenangriffen und Kriegshandlungen.
Mit dem Gedenkort an der Stele wird der Menschen gedacht, die von 1939-1945 Zwangsarbeit in Marzahn-Hellersdorf leisten mussten.
Mitglieder des Heimatvereins haben auch am Gedenkweg für die Ofer der Euthanasie in Umgebung der Krankenhauskirche, Brebacher Weg, teilgenommen.
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Olaf Michael Ostertag, nahm am 26. Januar 2025 an der Gedenkstunde an der
Gedenkstätte für das ehemalige Zwangslager für Sinti und Roma auf den Otto-Rosenberg-Platz teil.
Text und Fotos: Renate Schilling