Exkursion nach Zehdenick, Ziegeleipark Mildenberg und Badingen

Die Ganztagsexkursion des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf 2019 führte am 29. Juni nach Zehdenick. Zum Programm gehörten ein geführter Stadtrundgang in Zehdenick, ein Mittagessen im Gasthaus "Alter Hafen", eine Besichtigung des Ziegeleiparks Mildenberg und eine Führung im Schloss Badingen. Punkt um 8:00 Uhr begann die Exkursion mit ca. 50 Teilnehmern am S-und U-Bahnhof Wuhletal. Wir fuhren auch diesmal mit einem Bus unseres Vereinsmitglieds Busunternehmen Dr. Herrmann Gruppe.

 

Zehdenick ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Oberhavel des Landes Brandenburg. Seit dem 31. Juli 2013 führt die Stadt die Zusatzbezeichnung „Havelstadt“. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 223,07 km² und umfasst die Kernstadt und 13 Ortsteile. Die Stadt zählt ca. 13.700 Einwohner. Bereits in slawischer Zeit entstand an einem Übergang über die Havel auf einer Havelinsel eine Befestigung. Ende des 12. Jahrhunderts entstand auf diesem Burgwall eine askanische Burg und weiter südlich eine Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung als „Cedenic“ stammt aus dem Jahr 1216. Um 1250 wurde nach dem „Blutwunder von Zehdenick“ das Zisterzienserinnenkloster gegründet. Aus diesem wurde nach der Reformation ein Stift für adlige unverheiratete Damen. Wirtschaftlich bedeutsam waren das bereits 1438 nachgewiesene Eisenhüttenwerk und der 1664-1666 neu errichtete Hochofen. Beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg-Templin wurden 1887 große Tonvorkommen entdeckt, die lange Zeit die Grundlage für zahlreiche Ziegeleien bildeten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt und die umliegende Region zum größten zusammenhängenden Ziegeleigebiet Europas. Zugleich wurde Zehdenick ein bedeutender Standort der Binnenschifffahrt. In der DDR war der VEB Ziegelwerke Zehdenick ein bedeutender Produzent. Die Ziegelproduktion wurde im Jahr 1991 eingestellt. Die Stadt Zehdenick feierte 2016 ihr 800-jähriges Bestehen. In den vergangenen Jahren hat Zehdenick eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen. Dazu beigetragen hat die gute verkehrstechnische Anbindung an Berlin und den regionalen Wachstumskern Henningsdorf, Oranienburg und Velten. Die Lage an der Bundeswasserstraße Havel und der Rad-/Wanderfernweg Berlin/Kopenhagen, der Havel-Radweg, der Seen-Kultur-Radweg, der E 10-Wanderweg und die Deutsche Tonstraße führten zu einem aufstrebenden Tourismus.

 

Dies und viel mehr erfuhren die Exkursionsteilnehmer während eines Stadtrundgangs. Er führte entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Zehdenick. Stationen waren: Wandbild „Momet Mal“, die alte Havelland-Grundschule, die Stadtkirche, das Amtsgericht, der Karl-Liebknecht-Platz mit Moltke-Linde, der Soldatenfriedhof und das Stadtwappen, das Zisterzienserinnen-Kloster mit Friedhof und Klostergalerie, das Havelufer, die Zugbrücke, das Schiffermuseum, die Schleuse und der Marktplatz mit Rathaus.

 

Das Mittagessen wurde im Gasthaus „Alter Hafen“ in Mildenberg eingenommen. Das Haus liegt am alten Hafen und 90 Meter von der Havel entfernt. Es befindet sich 5 Gehminuten vom Ziegeleipark entfernt. Von der Terrasse hatten die Exkursionsteilnehmer herrliche Blicke auf den Alten Hafen, die Marina und die Havel.

 

Nach dem Mittagessen wurde der Ziegeleipark Mildenberg besichtigt. Er ist ein Industriedenkmal in der Nähe des Dorfes Mildenberg, das seit 2003 Ortsteil der Stadt Zehdenick ist. Der Ziegeleipark befindet sich auf dem Betriebsgelände zweier benachbarter Ziegeleien, die noch bis 1991 in Betrieb waren. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand bei Mildenberg eines der größten zusammenhängenden Ziegeleigebiete Europas. Die Havel bot günstige Transportmöglichkeiten per Lastkahn. In Hochzeiten wurden 625 Millionen Stück Mauerziegeln im Jahr produziert und in 57 Hoffmannschen Ringöfen gebrannt. Das Baumaterial ging vor allem nach Berlin, Charlottenburg und Schöneberg. Während der Weltwirtschaftskrise 1929/1930 gab es starke Einbußen, mehrere Ziegeleien wurden geschlossen. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg erforderte erneut Massen an Baumaterial. Mit der Einführung der Plattenbautechnologie seit den 1960er Jahren ging die Ziegelproduktion zurück. 1991 wurde der Betrieb eingestellt. Das Industriemuseum bietet in verschiedenen Erlebnis-Ausstellungen Informationen über die Technik der Ziegelherstellung von handgestrichenen Ziegeln bis zur automatischen Strang-presse. Ein Rundgang führte durch das Besucherzentrum, zu den Ringöfen und den Trockenschuppen.

 

Die Fahrt mit einer Ziegeleibahn führte über das große Gelände des Parks, vorbei an Museumshafen, Alter Hafen, Abenteuerspielweise und Kleintierzoo, alte Werkstätten, alte Aufbereitung und Feldbahnausstellung. In der ehemaligen Ziegelei Stackebrandt wurde eine funktionsfähige Dampfmaschine vorgeführt.

 

Nach dem Besuch des Ziegeleiparks fuhr der Bus in den Ortsteil Badingen, fünf Kilometer westlich von Zehdenick. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1267 zurück. Das Schloss („Feste Haus“) Badingen wurde Ende des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinquadern als befestigter Herrensitz angelegt und spätgotisch verändert. Mitte des 16. Jahrhunderts kam es zu einem umfangreichen Ausbau im Renaissancestil. Heute finden im Gebäude kulturelle Veranstaltungen statt und ein kleines Heimatmuseum lädt interessierte Besucher ein. Auf dem Gelände sind Reste der mittelalterlichen inneren Mauer, eines Rundturms und eines äußeren Mauerrings erhalten. Im Schloss stärkten sich die Exkursionsteilnehmer bei Kaffee und Kuchen. Danach wurde noch die kleine Heimatstube besichtigt.

 

Um 17:00 Uhr begann die Heimfahrt nach Berlin.

 

Der Vorstand des Heimatvereins bedankt sich bei den Organisatoren Ninon Suckow, Claas Reise und Andreas Rinner für diesen interessanten Ausflug.

 

Text und Fotos: Andreas Rinner, Vorstandsmitglied