Halbtagsexkursion nach Bernau

Am 28. September 2019 lud der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf zur zweiten Exkursion im Jahr 2019. Diesmal gingen 20 Geschichtsinteressierte mit dem eigenen Auto auf Tour. Ziel war die zum Kreis Barnim gehörende Stadt Bernau. Hier wurden das Bauhaus Denkmal Bundesschule und die St.-Marien-Kirche besichtigt.

 

Die Bundesschule hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer sowie Mitarbeiter und Studierende des Dessauer Bauhauses setzten von 1928 bis 1930 den Bau einer zentralen Bildungseinrichtung für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) um. Es entstand ein funktionales und modernes Schulgebäude. Unter den Nazis wurde die Gewerkschaftsschule als Reichsführerschule der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und ab 1936 als SD-Schule genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte die Rote Armee das Gelände vorübergehend als Lazarett und Militärunterkunft. Von 1947 bis 1990 residierte hier die FDGB-Bundesschule „Theodor Leipart“, die spätere Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“. Seit 1950 wurden weitere Gebäude mit Hörsälen, Seminar- und Internatsräumen, soziale und Dienstleistungseinrichtungen gebaut. In den Jahren 1992 bis 1998 war hier die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Brandenburg untergebracht. Es folgte eine Zeit des Leerstandes, erheblicher Bauschäden und einer sach- und fachgerechten Sanierung. Seit 2007 nutzt die Handwerkskammer (HWK) Berlin die ehemalige Bundesschule als Internat für ihr Bildungs- und Innovationszentrum (BIZWA) in Bernau-Waldfrieden. 2017 erfolgte die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste. Dies und viel mehr vermittelte Herr Jacobi vom Verein „baudenkmal bundesschule bernau e.V.“ Abschließend erfolgte eine Außenbegehung des historischen Geländes mit vielen weiteren interessanten Informationen.

 

Das Mittagessen wurde im Gasthaus Leiterwagen im Zentrum von Bernau eingenommen. Das Haus aus dem Jahre 1762 wurde als Viehstall, Scheune und Wohnhaus genutzt. In den Jahren 1997/98 wurde das Haus im Zuge der Gestaltung der Adlerhöfe saniert und zu einer Gaststätte umgebaut.

 

Pfarrerin Werstat führte sehr kenntnisreich durch die St.-Marien-Kirche. Die Kirche ist das geschichtlich bedeutendste Gebäude der Stadt Bernau. Im 14. Jahrhundert wurde mit dem Bau begonnen, der aber erst nach zweihundert Jahren 1519 seinen Abschluss fand. Der Vorgängerbau war eine romanische, später gotisch veränderte Basilika. Die St.-Marien-Kirche ist eine vierschiffige Hallenkirche mit Chorumgang. Seit 1975 wurden Außenhaut, Dachstuhl, Dach, Turm, Mauerwerk und Fenster restauriert. In der Kirche gibt es fünf Themeninseln und eine Vielzahl an Kunstwerken. Hier können nur einge genannt werden. Auf einem Balken befindet sich das Triumphkreuz mit Kruzifix, Maria und Johannes und Figur Jakobus. Die Kanzel ist eine Stiftung aus dem Jahr 1606 mit wiederverwendeten mittelalterlichen Schnitzfiguren. Das älteste Stück der Kirche ist die mächtige mittelalterliche Sandsteintaufe in Pokalform. Vorhanden ist noch eine Hölzerne Taufe mit Becken und Krone. Beeindruckend ist der Hochaltar um 1515. Mit einer Gesamthöhe von 8 m und einer Breite von mehr als 5 m dominiert er den Chorraum. Der Altar ist thematisch und mechanisch dreifach unterteilt und besteht aus Festtagsseite, Sonntagsseite und Werktagsseite mit 39 Schnitzfiguren und 68 Bildtafeln.

 

Ein interessanter Tag fand für einige Exkursionsteilnehmer seinen gemütlichen Abschluss im Cafe Mühle neben der Kirche.

 

Text und Fotos: Andreas Rinner, Vorstandsmitglied