Vortrag von Erich John
Am 10. Januar 2018 wurden die Marzahn-Hellersdorfer Gespräche zur Geschichte des Bezirksmuseums für das Jahr 2018 eröffnet.
Für das Januar-Gespräch wurde der „Vater der Weltzeituhr“, Erich John, eingeladen. Titel seines Vortrages: „Ikarusflüge – Erinnerungen eines DDR-Formgestalters“. Das Thema fand ein breites Publikum, der Veranstaltungsraum des Museums war überfüllt.
Erich John las aus seinem berührenden Erinnerungsbuch und gewährte Einblick in sein persönliches Leben und zugleich in ein Stück deutscher Geschichte. John wurde 1932 in Nordböhmen geboren. Aufgrund des Krieges ist er mit seiner Familie auf der Flucht. Bald wird sein Zeichentalent entdeckt und er besucht die in Wismar neu gegründete Fachschule für angewandte Kunst. Später studiert er an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Weißensee. Er ist einer der ersten Absolventen des neu eingerichteten Studiengangs „Formgebung für die Industrie“. An der Hochschule ist er dann als Dozent und Professor tätig.
Zu seinem Schaffenswerk gehören bemerkenswerte Designs, darunter Arbeiten für die Industrie wie die erste formgestaltete Maschine in der DDR, Mikroskope, medizinische Geräte und Konsumgüter wie das Radio Undine II, die Schreib-maschine Erika, Theatergläser, Bürsten und Eierbecher.
Sein bekanntestes Werk ist die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz. Für Erich John war es „unter den bestehenden Umständen die gewagteste Unternehmung meines Lebens“. Durch die Ausführungen und die eingespielten Filme erfuhr man sehr interessantes zur Entstehung. Johns Entwurf der Weltzeituhr gewann im Frühsommer 1968 die Goldmedaille eines Wettbewerbes um die Urania-Säule am Alexanderplatz. In nur neun Monaten wurde die Uhr zum 20. Jahrestag der DDR übergeben. Die Weltzeituhr wurde in Feierabendarbeit von 120 Personen geschaffen. Die Gesamtkosten betrugen 480.000 DDR-Mark.
Nach der Emeritierung war Erich John als Innenarchitekt tätig. Mit Erreichen des Rentenalters bereist er die Welt, fotografiert und malt. Seit 2009 ist er Botschafter der Stadt Berlin.
Text und Fotos: Andreas Rinner, Vorstandsmitglied