Wirtschaftsgeschichte - aus erster Hand und spannend erzählt
Am 13. Oktober fand im Schloss Biesdorf der diesjährige Tag der Regional- und Heimatgeschichte zum Thema Wirtschaftsgeschichte unseres Bezirkes nach 1990 statt. Wer da glaubte, das würde eine dröge Statistik oder PR-Sache werden, musste sich eines Besseren belehren lassen. Unter der souveränen Moderation von Prof. Dr. Eisentraut wurde eine beeindruckende Bilanz von Soll und Haben der Wirtschaftsentwicklung von Marzahn-Hellersdorf - durchaus mit Blick auf mögliche kommende Entwicklungen - vorgenommen. Nach dem Grußwort unserer Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (DIE LINKE) bilanzierte der Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler den Transformationsprozeß der Ost-Berliner Industrielandschaft von 1990-1994. Sein Fazit: Hier lief eine eine politisch gewollte Zerschlagung tradierter Strukturen, in deren Abwärtsstrudel - am Rande bemerkt - zeitversetzt auch die Westberliner Industrie geriet. Uwe Klett nahm eine Bestandsaufnahme der Marzahn-Hellersdorfer Industrie im selben Zeitrahmen vor und mußte feststellen, dass von den großen Marzahner Unternehmen eigentlich nur die Knorr-Bremse (die ja vom Ostkreuz hierher transferiert wurde) und Harry-Brot übrig geblieben sind. Klaus Freier vom Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis berichtete eindrucksvoll über die intensiven Bemühungen der Unternehmer unserer Region, ihren Firmen (und mithin ihren Beschäftigten!) eine solide Perspektive zu sichern. Die dann erfolgenden "Fallstudien" vertieften diese Bestandsaufnahmen eindrucksvoll: Heinrich Niemann referiert über die Entwicklungen in Gesundheitswesen und Gesundheitswirtschaft über unseren bundesweit beachteten Leuchtturm, das Unfallkrankenhaus, hinaus. Christa Bertag (die ehemalige Generaldirektorin des Kosmetik-Kombinates Berlin) sprach über die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen um den Erhalt von "Berlin-Kosmetik" - einem durchaus wettbewerbstauglich gewesenen Unternehmen). Karl Schröder (HTPS Hoch- und Tiefbauplanung Schröder) und Thomas Greitzke (Automobile Koch AG) lieferten Einblicke in die Geschichte ihrer Unternehmen, die sich auf einem stark umkämpften Markt behaupten konnten und pars pro toto für die Zukunftsfähigkeit der Marzahn-Hellersdorfer Firmen stehen können. Interessante Einblicke in die Arbeit eines der größten Berliner Wohnungsunternehmen, der STADT UND LAND, bot Ralf Protz, der auch das in Hellersdorf ansässige "Kompetenzzentrum Großsiedlungen" überaus erfolgreich leitet. Ich bin mir sicher, man kann sich jetzt schon auf unsere Konferenzbroschüre freuen. Es wird eine der spannnendsten die wir je gemacht haben. Es war gut, dass wir für die Konferenz mit dem Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis zusammengearbeitet haben. Wir danken dem Schloss Biesdorf und seinen MitarbeiterInnen für die erwiesene Gastfreundschaft.
Text: W. Brauer, Foto R. Rau